Samstag, 31. Januar 2009

TSG Hoffenheim-FC Energie Cottbus 2:0

Bundesliga
Rhein-Neckar-Arena, 30’150 Zuschauer
Ground No. 1000

Zur Rekomplettierung der Bundesliga fuhr ich heute mit einer Schnegge namens Robyn nach Sinsheim. Netterweise hatte Robyn Freikarten für dieses Spiel und so mussten wir die TSG nicht finanziell unterstützen. Via Karlsruhe und Heidelberg ist das Stadion per S-Bahn (Bahnhof Sinsheim Museum/Arena) gut zu erreichen. Der Haken jedoch ist, dass der dortige Bahnhof noch nicht fertig gestellt ist und nur 2 Wagen dort halten können. Ab Sinsheim fahren jedoch Shuttlebusse zum Stadion. Die Rhein-Neckar-Arena (welch schöner Stadionname) wurde bereits gegen eine Regionalauswahl vom Rhein-Neckar (welch schöner Regionalauswahl-Name) eingeweiht. Heute sollte also noch die Bundesliga-Feuertaufe für das Stadion folgen, Gegner sollte der Drittletzte Energie Cottbus sein. Ein Duell zweier kleiner Mannschaften also, deren Unterschiede trotzdem kaum grösser sein könnten. Während in der ärmlichen Gegend der Lausitz täglich ums Überleben gekämpft wird (jaja, klingt ein bisschen nach Pathos, aber die Gegend dort ist wirtschaftlich wirklich nicht sonderlich gesegnet), kann Hoffenheim dank der Privatschatulle des Milliardärs Dietmar Hopp auf wesentlich grössere Ressourcen zurückgreifen. Ich will die schon so oft diskutierte Thematik nicht allzu fest vertiefen, aber doch noch einige Worte zu Hoffenheim/Hopp von meiner Seite: Auch ich mag Hoffenheim nicht sonderlich. Ich finde den Status eines Bundesligisten für solch einen Verein zu viel des Guten, er könnte meiner Meinung nach einige Ligen tiefer unten spielen. Aber das ganze Geschrei fast ausschliesslich nur gegen Hopp und sein Geld finde ich zu einseitig. Nicht erst seit gestern ist das ganze Fussball-Business zu einem profitorientierten Unternehmen verkommen. Mäzene gibt es viele, auch in der Schweiz kann ein Klub oft nur durch diese Überleben (Hotz/Canepa) oder zumindest lebt es sich dadurch angenehmer (Oeri). Hoffenheim ist ganz klar durch finanzielle Aufwendungen in die Bundesliga gekommen. Die Wut der Fans beruht vor allem durch den Umstand, dass Erfolg nachweislich klar erkauft werden kann. Ein Verein kann also schnell einmal Spielball von reichen Leuten werden, statt Rennpferde unterhält man halt ein Fussballteam. Diese Entwicklung ist beispielsweise in England haarsträubend, wo viele so genannte Investoren einen Verein suchen und Geld hineinpumpen. Dies nur sehr selten aus Liebe, sondern halt als knallharte Investition. Dort stinkt die ganze Sache noch viel gewaltiger als bei einer Person, welche sich den Verein eher als Hobby unterhält. Natürlich hat Dietmar Hopp auch das Seinige beigetragen, dass er so unbeliebt ist. Er jammert, alle seien gegen ihn, zeigt junge Fans wegen einem Doppelhalter mit seinem Konterfei im Fadenkreuz an und wagt sich nicht mehr an die Auswärtsspiele. Er ist sehr dünnhäutig und ängstlich, leider realisiert er nicht, dass es bei solch einem Engagement nicht nur die Sonnenseite geben kann. Mit Geld kann man Anerkennung nicht kaufen, wie man auch Neid nicht verhindern kann. Was mich auch stört sind die Storys über den ach so tollen Dorfklub, der gegen die grossen Klubs trotzt. Vom Aufbau, Budget und System her funktioniert Hoffenheim genauso wie die grössten Bundesligisten. Wo bleibt die Anerkennung für Vereine wie Cottbus, Bielefeld oder Karlsruhe, welche mit kleineren Etats in der Bundesliga spielen? Ich habe Hoffenheim vor ein paar Hundert Zuschauern gesehen, auswärts mit 20 Hanseln. Nun wurde der Dauerkarten-Verkauf bei 20’000 Leuten gestoppt und auswärts fahren viel mehr Leute mit. Sogar die Ultras Hoffenheim wurden gegründet (meine Ehrfurcht sei mit ihnen). Welchen Antrieb haben die Leute, sich mit einem Schal eines Vereins einzukleiden, welchen sie vor 3 Jahren nicht einmal gekannt haben? Welche Ausrede bringen die neuen Ultras, dass sie sich erst kürzlich und nicht schon zu Regionalliga-Zeiten gegründet haben? Aber mit diesem Phänomen ist Hoffenheim nicht alleine, es kommt überall vor, vom FC Zürich über den FC Thun in der Champions League bis hin zu YB, wo ein neues Stadion auch für eine markante Zuschauersteigerung sorgte. Meine Angst ist einfach die Änderung der Beziehung zu einem Fussballklub, man ist schneller irgendwo dabei, dafür mit weniger Herz. Und leider dann auch schnell mal wieder weg, wenn der Erfolg ausbleibt oder man eine andere Beschäftigung findet. Daher verstehe ich den Frust von Fans von Traditionsmannschaften, welche Jahrzehnte lang durch Deutschland getingelt sind, wenn nun Hoffenheim mit scheinbarer Leichtigkeit die Herzen der Medien und der Sofa-Fans erobert. Scheisse, nun habe ich doch recht ausführlich über diese Thematik gesprochen. Zurück zum Spiel: Das Spiel war natürlich innert kürzester Zeit ausverkauft, wie wohl auch die restlichen Spiele der Saison. Hoffenheim war nach dem vornächtlichen Sieg des HSV gegen die Bayern nicht mehr Leader, konnte aber durch einen Sieg gegen die Cottbuser die Tabellenführung neuerlich übernehmen. Aus der Lausitz war eine beachtliche Anzahl Fans mitgereist, welche beinahe das ganze Gästekarten-Kontingent ausschöpfen konnten. Deren Support konzentrierte sich in die Mitte des oberen Ranges, wo die Plätze nicht nummeriert waren. Die Kurve der neuen Hoffenheim-Fans (vom Stadionsprecher euphorisch als Bitburger-Südkurve angekündigt) war auch proppenvoll, in den ersten paar Reihen waren zahlreich schwarz gekleidete Leute, welche schon ganz erfahren im Ultra-Look posierten. Ein nerviges Maskottchen (ein Elch oder artverwandtes Tier) lief seine Runden im Innenraum und konnte die gutgelaunten, aber nicht emotionalen Menschen zu allerlei Dumpfsinn animieren. Der Stadionsprecher war Deutschland-typisch übermotiviert und musste sämtliche Tribünen auffordern, sich bemerkbar zu machen. Die Cottbuser sangen die erste Halbzeit mehr oder weniger durch, auch wenn sich zeitweise nur ein kleiner Teil am Support beteiligte. Hoffenheim war die bessere Mannschaft und Cottbus agierte sehr defensiv, dadurch kamen die Hoffenheimer nicht allzu oft zu klaren Torchancen. Nach einer Weile war der Riegel dann trotzdem gebrochen und Ba konnte zum 1:0 einschieben. Die Pause brachte den Cottbus-Fans nicht die gewünschte Verbesserung, zwar konnte sich Cottbus ein wenig steigern und einige Konter starten, insgesamt waren die Angriffsbemühungen jedoch zu harmlos. Urplötzlich jedoch kam Cottbus zu einer guten Chance, aus welcher leider nur ein Lattenschuss resultierte. Danach fiel auf der Gegenseite das 2:0 nach einem schönen Angriff und die Partie war entschieden. Das Duell der Fans war schon lange vor den Toren entschieden: Obwohl die Cottbuser nicht einen grandiosen Support hinlegen mussten, kam von ihnen das ganze Spiel über deutlich mehr. Der TSG-Anhang hatte nur einige der vereinsübergreifenden Lieder zu bieten, welche aber lautstärkenmässig für die Grösse der Kurve peinlich waren. Auch die Stadionhymnen und sonstigen heimatlichen Liebesbekundungen über Lautsprecher führten nicht zum Mitsingen des Stadions, sondern höchstens zum animierten Schalwedeln. Zehn Minuten vor Schluss begannen sich die Tribünen urplötzlich schnell zu leeren. Da ist der Bundesliga-Aufsteiger wieder Spitzenreiter in seinem ersten Pflichtspiel im neuen Stadion, und die Menschenmenge zieht einfach ab. Die Cottbuser sangen ironisch “und so sind die Fussballfans” und “steht auf, wenn ihr für Cottbus seid!“. Auch in den Schlussminuten herrschte alles andere als Euphorie, wären nicht die Cottbuser mit ihrem Trotz-Support gewesen, hätte man Dietmar Hopp furzen gehört. Mit diesen nicht allzu überraschenden, aber mich trotzdem nervenden Eindrücken fuhr ich wieder in Richtung Schweiz. Mein Fazit ist: Für guten Fussball braucht es keine Tradition oder viele Fans, das ist klar. Viele Menschen in einem Stadion machen nicht automatisch eine gute Stimmung, wie auch Musik oder ein Animator nicht die Gefühle der Menschen stimulieren kann. Sollte sich dieser Trend mit diesen neuen Stadien und den neuen Zuschauern so weiterentwickeln, dann wird in den deutschen Stadien die Stimmung bald wie in England sein.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Cambridge United FC-Oxford United FC 1:1

Football Conference
Abbey Stadium, 3774 Zuschauer
Ground No. 999


Cambridge gegen Oxford, eines der grössten Duelle der Sportgeschichte. Leider aber nicht im Fussball, sondern im Rudersport. Zwischen den beiden Universitäten besteht eine legendäre Rivalität (Schtudentens aufs Maul). Im Fussball hingegen ist diese Partie nicht allzu brisant, es gibt grössere Feinde für Cambridge (Peterborough, Northampton, Histon, früher noch Cambridge City) und Oxford (Swindon Town, Reading).Cambridge ist eine wunderschöne Stadt, unweit vom Flughafen Stansted entfernt (direkter Zug, welcher 35 Minuten benötigt). Ins Auge fallen einem bei der Ankunft sogleich die vielen Studenten. Brigaden von ausländischen Schülern und Studenten prägen das Stadtbild. Das Fussballstadion ist weit vom Bahnhof entfernt, es ist in 30-40 Minuten zu Fuss erreichbar oder in ca. 15 Minuten mit dem Bus Nummer C3. Das Abbey Stadium ist ein schönes altes Stadion mit 3 älteren Tribünen und einer neuen Tribüne. Die Haupttribüne ist überdacht und beherbergt Sitzplätze, die gesamte Gegengerade (auf der halbseitig die Gästefans untergebracht werden) sowie die Hintertortribüne der Heimfans besteht aus Stehplätzen. Die neuste Tribüne ist die andere Hintertortribüne mit Schalensitzen. Das Stadion würde aber wohl bei einem allfälligen Aufstieg in die League 2 (4. Liga) nicht reichen und so bestehen Pläne für einen Neubau an anderer Stelle in Cambridge. Das Spiel der Football Conference (5. Liga, tiefste einstufige Liga in England) wurde wie bereits das am 4. Dezember besuchte Spiel in Mansfield vom Bezahlsender Sentanta Sports übertragen. Für Cambridge United ging es darum, nicht den Anschluss an die Playoff-Plätze für den Aufstieg zu verlieren. Oxford hingegen befindet sich eher im gesichterten Mittelfeld. Aus Oxford waren 279 Fans angereist, welche regelmässig von sich hören liessen, auch wenn dies nicht sonderlich begeisternd war. Selbiges gilt für die Heimfans, die zwar auch regelmässig sangen, jedoch nur selten eine gute Lautstärke zu erzeugen vermochten. Oxford erwischte den besseren Start und dominierte das Spiel, und so war der frühe Führungstreffer verdient. Cambridge United hingegen enttäuschte und konnte in der ersten Halbzeit keine überzeugenden Angriffe auslösen. In der 2. Halbzeit änderte sich dies jedoch, als Cambridge zu einigen guten Chancen (vor allem durch Weitschüsse) kam. Die Heimfans waren schon seit Spielbeginn wütend auf das Schiedsrichter-Trio, vor allem der eine Linienrichter musste sich (zurecht, er war eine gewaltige Blindschleiche) übelst vom Publikum anpöbeln lassen. Mitte 2. Halbzeit kam Cambridge zum Ausgleich und die Stimmung war nun gelassener. Für den Siegestreffer reichte es vor allem durch eigenes Unvermögen im Angriff nicht. Ich fuhr nach dem Spiel über Stansted und London Victoria nach London Gatwick, wo ich es mir vor meinem Flug nach Basel noch ein bisschen in meinem öffentlichen Luxushotel gemütlich machte.

Mittwoch, 28. Januar 2009

K.P. Legia Warszawa-YB 1:0

Testspiel
La Cala Golf Ressort (Mijas), 20 Zuschauer
Revisited Ground


Zum fünften und letzten Testspiel im Trainingslager konnten leider nur noch 4 YB-Fans und Bock anreisen. Der Rest nahm am Nachmittag den Flug nach Zürich, da dieser bereits gebucht war und das Testspiel vom Dienstag auf den Mittwoch verschoben wurde. Austragungsort der Partie war der Fussballplatz auf der Golfanlage La Cala in der Nähe von Hijas (dort hatten wir bereits unser Testspiel im letzten Trainingslager gegen Borussia Mönchengladbach). Aus Polen waren ca. 15 Journalisten und 2 ältere Fans angereist, welche eine kleine Legia-Fahne auf den Rasenhang legten. Bei YB spielten Collaviti und Bürki je eine Halbzeit durch, da Wölfli an einer Erkältung leidete. Hoffen wir, dass er gegen Basel wieder fit sein wird. Das Spiel war nicht sonderlich animiert und vor allem in der ersten Halbzeit hatte Legia mehr vom Spiel. In der zweiten Halbzeit vermochte sich YB ein wenig zu steigern und kam zu 2 Lattenschüssen und einer vergebenen Chance von Degen alleine vor dem Torwart. Wieder einmal gab es ein kleineres Handgemenge, aus welchem eine gelbe Karte für Degen resultierte. Ein weiteres Trainingslager ist vorbei. Marbella/Estepona ist ein wenig zur Routine verkommen, leider wurde ausschliesslich an Orten gespielt, welche wir schon von früher her kennen.
Das Wetter war abgesehen vom Platzregen am Sonntag toll und relativ warm, einzig der starke Wind vermochte ein wenig die Freude zu trüben. In diesem Sinne, Südspanien, wir kommen wohl wieder...

Montag, 26. Januar 2009

Viking F.K. Stavanger-YB 0:3

Testspiel
Doña Julia (Estepona), 30 Zuschauer
Revisited Ground


Dieses Testspiel gegen die Norweger aus Stavanger wurde klar gewonnen. YB kombinierte recht flüssig, wenn auch die Gegenwehr sehr schwach ausfiel. Anwesend war ein Kamerateam von Viking TV, wo ein rasender Reporter berichtete, als stünden sich hier gerade die beiden Mannschaften im Finale der Champions League gegenüber. Eine 5minütige Zusammenfassung ist im Internet auf der Viking TV-Homepage zu finden. Heute gab es sogar ein kleines bisschen Support in Form von neu gedichteten Freestyle-Liedern, welche aber nicht sonderlich geistreich waren. Nach einem exzellenten Abendessen bei einer fülligen Französin waren wir noch im Mannschaftshotel von YB auf einen Drink eingeladen. Es folgte ein bisschen Smalltalk und gewisse Herren baggerten noch die englischen Seniorinnen an und forderten diese zum Tanz auf. Später trafen wir noch auf das sympathische Trainerduo von Brann Bergen, mit welchem wir noch ein bisschen fachsimpelten und ein Bierchen tranken. Sie erzählten uns auch von den hübschen Spielerinnen der norwegischen U21-Mannschaft, welche aber leider zu diesem Zeitpunkt schon im Bett waren. Lükus Versuch eines Zimmerbesuches scheiterte aber kläglich ;-)

Sonntag, 25. Januar 2009

Real Balompedica Linense-Ecija Balompie S.A.D.

Segunda Division Grupo 4
Estadio Municipal de La Linea, ca. 1500 Zuschauer
Ground No. 998

Linense, der Klub aus La Linea de Concepcion, durchlebte in dieser Saison bisher eine veritable Krise und war vor dem Spiel klar Tabellenletzter. Lediglich ein Spiel konnte bis anhin gewonnen werden. La Linea befindet sich unmittelbar an der Grenze zu Gibraltar und so trafen wir den Rest unserer Gruppe in der Stadt, welche einmal mehr die Affen auf dem Berg mit ihrer Anwesenheit beehrt hatten. Das Stadion hat ein Fassungsvermögen von 20’000 Zuschauern und hat schon wesentlich bessere Tage gesehen. Der Putz bröckelt ziemlich und die sanitären Anlagen erinnern an das alte Wankdorf. Die Haupttribüne ist in der Mitte mit Sitzen bestuhlt, auf den beiden Seiten sind lediglich Sitzreihen. Die Gegentribüne ist wunderbar alt mit vielen Sitzreihen, welche beinahe aussehen wie die alten Sitzbänke auf der Nordtribüne im Wankdorf, mit dem Unterschied dass diese nicht aus Holz, sondern aus Stein sind. Auf dieser Gegentribüne machten wir es uns gemütlich. Das Spielfeld ist von einer Tartanbahn umgeben, hinter den Toren finden sich Stehplatzkurven (welche heute jedoch nicht geöffnet wurden). Der Rasen war an einigen Stellen mit riesigen Pfützen gefüllt und nur an wenigen Orten wäre diese Partie wohl angepfiffen worden. Aber die sowieso nicht sonderlich talentierten Spieler mieden diese Ecke einfach wenn immer möglich und so gab es leider nur wenige lustige Momente mit steckenbleibenden Bällen und Wasserschlachten. Das Spiel vom Tabellenletzten gegen den Viertletzten hielt, was sie auf dem Papier versprochen hatten: Not gegen Elend, ein Graus zum Zuschauen, aber zumindest war die Partie unterhaltsam. Nachdem der Gast aus Ecija (Region Sevilla) durch einen Platzverweis dezimiert war, spielte der Hausherr endlich befreiter auf und spielte in der zweiten Halbzeit endlich einen einigermassen ansehnlichen Fussball. Verdienterweise fiel endlich das 1:0, zur Freude von Fabian, welcher auf das Heimteam gewettet hatte. Attacalo hingegen hielt zum Gastverein (von dem er nicht mal den Namen wusste), da diese seiner Ansicht nach durch eine rote Karte stark benachteiligt wurden. Schlussendlich blieb es beim meiner Meinung nach trotz allem verdienten Heimsieg und die Zuschauer auf der Haupttribüne sangen sogar mehrmals recht lautstark und melodiös einige Lieder.

Union Estepona C.F.-C.D. Imperio 3:1

Tercera Division Grupo IX
Estadio Municipal Francisco Muñoz Perez, ca. 1200 Zuschauer
Ground No. 997


Um 12 Uhr Mittags wurde dieses Spiel der 4.-höchsten Liga Spaniens angepfiffen. Das Stadion Municipal Francisco Muñoz Perez ist ein schöner Neubau mit einer überdachten Haupttribüne und einer unüberdachten Gegentribüne sowie einer Hintertortribüne mit einigen Reihen an Sitzen. Auf der anderen Hintertorseite ist lediglich ein Felsen ohne Zuschauerplätze. Der Kunstrasen-Wahn hat nun auch Spanien erreicht und so trägt Union Estepona seine Heimspiele auf einer Unterlage mit Dutzenden von verschiedenen Linien aus, was ziemlich für Verwirrung sorgt. Estepona als Drittplazierter wurde von 50 Fans unterstützt, welche einige Zaunfahnen (zwei davon mit dem Konterfei Che Guevaras) sowie Schwenkfahnen dabei hatten. Der Support war nicht schlecht, auch wenn die Lautstärke ein wenig zu Wünschen übrig liess. Aber es wurde beinahe pausenlos gesungen, es waren eher längere Lieder, bei denen man fast nur die anwesenden Frauen hörte, welche Chor-ähnlich ihre Lieder zum besten gaben. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit folgte ein gewaltiger Platzregen, welcher die ganze Kurve auf die Haupttribüne flüchten liess. Dort wurde eifrig weiter supportet und wir konnten den ca. 40jährigen Capo beobachten, welcher ständig hin- und herlief und die Leute animierte. Für ein Spiel der 4. Liga in Spanien wurden wir ganz klar überrascht. Union Estepona dominierte das Spiel, konnte aber bis zur Pause kein Tor erzielen. Kurz nach der Pause traf Estepona erstmals, im Gegenzug jedoch konnte Imperio ausgleichen. Danach folgte ein Sturmlauf von Estepona mit den verdienten Treffern Nummer 2 und 3. Eines davon war ein direkt verwandelter Eckball, der dank gütiger Hilfe des Windes schön über den Torwart ins Netz flog. Während dem Spiel lernten wir noch Klemens aus Berlin kennen, welcher mit einem kultigen gelben VW-Bus von Berlin nach Marokko unterwegs ist und in einem Blog (www.Marokko-post.de) von seiner Reise berichtet. Klemens bot uns freundlicherweise an, uns nach dem Spiel nach La Linea mitzunehmen. So konnten wir die teuren Taxikosten (der Bus nach La Linea wäre zu spät angekommen) sparen und fuhren bei ziemlich überschwemmten Strassen in Richtung La Linea.

Samstag, 24. Januar 2009

P.F.K. Metalurh Zaporizhzhya-YB 1:1

Testspiel
Doña Julia, 50 Zuschauer
Revisited Ground


Gleich kurz nach Spielbeginn gab es eine längere Unterbrechung, welche für Verwirrung sorgte. Der Ukrainische Trainer verhandelte mit dem Schiedsrichter, niemand konnte aber genau erkennen was verhandelt wurde. Plötzlich liefen alle Spieler von Zaporizhzhya zum Spielfeldrand und entledigten sich den Pulsmessern, welche sie für dieses Spiel umgebunden hatten. Diese wurden aber vom Schiri zurecht als zu gefährlich befunden. Mit der bisher besten Leistung im Trainingslager wusste YB in diesem Spiel zu überzeugen. Mit der vermeintlichen Stammformation wurde schnell und schön kombiniert. Weniger schön war die Massenkeilerei, deren Auslöser ein brutales Einsteigen von Baykal war, inklusive anschliessender Tätlichkeit eines ukrainischen Spieler. Der Spielerklüngel war schnell unübersichtlich und verschiedene Personen inklusive Trainer mussten aufs Spielfeld eilen, um die Gemüter zu beruhigen. Der überforderte Schiri gab Baykal für sein Foul nachträglich Rot, gleichzeitig musste ein Ukrainischer Streithahn vom Platz. Danach wurde noch verhandelt, ob das Spiel in der 2. Halbzeit wieder je zu elf fortgesetzt werden solle, was aber von Petkovic verworfen wurde. Mit überhitzten Gemütern endete diese Partie gegen die Hünen aus der Ukraine 1:1.

Freitag, 23. Januar 2009

SpVgg Unterhaching-YB 3:2

Testspiel
Doña Julia (Estepona), 40 Zuschauer
Revisited Ground


Ein schwaches Spiel und eine verdiente Niederlage gegen den ehemaligen Bundesligisten und momentanen Drittligisten. Die Anzahl der anwesenden YB-Supporter hatte sich durch drei angereiste Urban-Squad Mitglieder auf 14 erhöht, zudem waren für die Spiele am Freitag und Samstag einige Funktionäre, Sponsoren und Beiräte angereist. Flävu der Ober-Asi unterhielt einen der Rhys-Gebrüder mit seinen Anekdoten, in dem es um Beischlaf, Kotzen und sonstige Schönheiten des Lebens ging. Zu diesem Spiel gibt es ansonsten nicht viel zu berichten.

Donnerstag, 22. Januar 2009

RCD Mallorca-Real Betis Balompié 1:0

Copa del Rey, 1/4-Finals
Son Moix, ca. 7000 Zuschauer
Ground No. 996


Während Lüku und Alex wieder in Richtung Estepona fuhren, unternahmen Dominik und ich noch einen kleinen Abstecher nach Mallorca. Aber nicht etwa, um die Schinkenstrasse unsicher zu machen und mit Jürgen Drews saufen zu gehen, sondern um ein Pokalspiel zwischen Mallorca und Betis zu schauen. Den Nachmittag verbrachten wir mit ausgiebigen Spaziergängen und dem Versuch, das Stadion zu erreichen. Zu Fuss ist dies ein ganzes Stück, mit dem Bus Nr. 8 sollte die Fahrt zwischen 15 und 20 Minuten dauern. Der Ground Son Moix ist ein offenes Stadion mit einem Fassungsvermögen von 23’000 Zuschauern, lediglich die grosse Haupttribüne ist gedeckt. Ebenso gross ist die Gegentribüne, nur die Kurven (Fondo Sur und Fondo Norte mit den wenigen Ultras) sind klein gehalten. Erstaunlicherweise hatte es einige Betis-Fans (50 im Fanblock sowie noch einige verteilt im Stadion), wie viele aber tatsächlich aus Sevilla kamen, lässt sich schwierig abschätzen. Der Heimblock von Mallorca war enttäuschend, vielleicht 80 Leute versuchten sich am Support. Die Atmosphäre war leider schwach. So auch das Spiel, auch wenn es auf beiden Seiten einige gute Chancen für ein Tor gab. Netterweise erbarmte sich Mallorca unser und so kamen wir kurz vor Spielschluss doch noch in den Genuss von Mallorcas Siegestor. Nach einer kurzen Nacht ging es dann Freitags wieder nach Malaga.

Mittwoch, 21. Januar 2009

RCD Espanyol de Barcelona-Barcelona CF 0:0

Copa del Rey, 1/4-Finals
Estadio de Montjuïc, 21915 Zuschauer
Ground No. 995


Wenn man doch schon mal in Spanien ist, so könnte man doch nach Barcelona Fussball schauen gehen. Dies dachten sich die Frühaufsteher Lüku, Dominik, Alex und Mark, während die Vernünftigen ausschliefen und zwei fussballfreie Tage vor sich hatten. Wir hingegen wurden netterweise nach Estepona an den Busbahnhof gebracht, wo wir eine 2stündige Fahrt nach Malaga unternahmen. Vom Bahnhof aus ging es mit den schnellen AVE-Zügen (ähnlich ICE/TGV) via Madrid nach Barcelona. Pro Strecke zahlt man 10€ Zuschlag, wenn man das Interrail hat, ist aber dafür in wirklich komfortablen und schnellen Zügen unterwegs. In Barcelona angekommen, checkten wir kurz ins Hostel ein und trafen uns danach sogleich mit dem Asi Bock, welcher oben auf dem Montjuïc (sozusagen der Gurten Barcelonas) auf uns wartete. Wie man so gehört hatte, sei das Barcelona-Derby gar nicht mal so schlecht und wir erhofften uns eine würdige Derby-Atmosphäre. Beim letzten Spiel gab es wegen Pyro gar einen Spielunterbruch und auch von Deutschen Hoppern hörte man für spanische Verhältnisse sehr positive Berichte. Leider waren heute die Vorzeichen alles andere als positiv, Espanyol verkaufte zur Eindämmung der Gewalt Tickets nur an so genannte Socios (Mitglieder/Saisonkarteninhaber). Was noch schlimmer wägte, war das Gästeverbot. Die Boixos Nois hatten zwar angekündigt, dass man an 200 Karten gelangt sei und im Stadion sein werde, dies entpuppte sich jedoch nur als Bluff. Die Anhänger von Espanyol sind wie es der Klubname schon andeutet pro-spanisch und sehr nationalistisch eingestellt, gelinde ausgedrückt. Die Zaunfahne “Espanyol über alles” bestätigte diese Eindrücke. Wäre plötzlich irgendwo noch der auferstandene Franco aufgetaucht, hätte es mich nicht sonderlich überrascht. Zu Spielbeginn zeigte der Espanyol-Haufen eine komische Choreo mit blau-weissen Streifen. Danach wurde nicht schlecht supportet, aber leider fast immer nur aus der Supporter-Ecke links von der Haupttribüne. Überzeugen konnte der Wechselgesang “Puta Barça” mit der Gegentribüne. Das Olympiastadion hoch oben auf dem Hügel ist vor allem von aussen und architektonisch wunderschön anzusehen. Da Espanyol bald in ein neues Stadion zieht, sollte man sich beeilen, wenn man diesen Ground noch machen will. Innen ist das Bild von einer Laufbahn und 2 Rängen geprägt. Espanyol startete besser ins Spiel und war mehrheitlich dominierend. Barça war nur mit der 2. oder gar 3. Garnitur angetreten, und auch diese Spieler schienen für dieses Pokalspiel nicht sonderlich motiviert zu sein. Nach guten ersten 20 Minuten in der 1. Halbzeit und einigen vergebenen Chancen verflachte das Spiel ein bisschen und war erst in der Schlussphase ein bisschen besser, als auch Barça endlich ein bisschen mitspielte. Der eingewechselte Messi wirbelte wie gewohnt mit seinen unglaublichen Dribblings, welche beinahe an diejenigen von Regazzoni und Doumbia herankommen... Leider endete das Spiel torlos. Nach dem Spiel liefen wir mit den Massen den Berg hinunter, um uns noch kurz auf den Ramblas umzuschauen. Dort war trotz später Stunde noch einiges los, Schwarzhändler verkauften Dosenbier und das örtliche Gewerbe (ausschliesslich Afrikanerinnen) suchte nach Kunden. Vor allem Lüku hatte es einer Dame angetan, und sie begleitete ihn eine zeitlang Arm in Arm und machte ihm ein Angebot. Unglaubliche 10 Euro für eine orale Befriedigung waren im Angebot. Halb so teuer wie der Eintritt in den Zoo, kein Wunder geht die Kultur bei diesen Preisen zu Grunde! Aber Lukas wollte lieber mit uns ins Hostel in das wunderbare Achterzimmer kommen und dem allgemeinen Geschnarche zuhören.

Dienstag, 20. Januar 2009

Hertha BSC Berlin-YB 2:2

Testspiel
Marpafoot Center (Estepona), 50 Zuschauer
Revisited Ground


Bei diesem ersten YB-Testspiel im Rahmen des Trainingslagers in Südspanien waren wir 10 YB-Fans. Gespielt wurde im uns bereits bestens bekannten Marpafoot Center, einer noblen, aber bünzligen Anlage in Estepona. Bünzlig deshalb, weil uns das Mitführen von Essen und Getränken verboten wurde. Das sind ja englische Zustände, Herrgott noch mal! Leider wurde das Spiel nicht auf dem Hauptfeld (wo immerhin eine kleine Tribüne vorhanden ist), sondern auf einem der Nebenplätze ausgetragen. Aus Berlin waren auch eine Handvoll Fans (ich schätze mal 8) mitgereist, welche ein paar Fahnen aufgehängt hatten (Barnim, Berliner Wappen und Fanclub Berlin e.V.). Corinne bemerkte voller Überraschung, dass die Hertha sogar einen Fanklub in Berlin hat ;-) Gut, Fanclub Berlin ist auch nicht gerade sonderlich kreativ. Trotz milden Temperaturen war es im Schatten kalt, woran vor allem der orkanartige Wind schuldig war. Supportversuche gab es nur ganz zögerlich, von Hertha waren keine Gesänge zu hören. Dies sollte auch bei den nächsten Spielen so bleiben, wir sind alle älter geworden und die früheren 90-Minuten Dauergesänge in den Trainingslagern gehören wohl der Vergangenheit an. Das Spiel war recht animiert und YB konnte gut mithalten. Die zweimalige Führung durch Schneuwly und Doumbia konnte die Hertha jeweils ausgleichen, das 2:2 fiel leider noch kurz vor Schluss. Trotzdem ein achtbares Resultat gegen den zu diesem Zeitpunkt Bundesliga-Vierten. Dieter Hoeness hatte noch die Ehre, mit mir auf ein Foto zu dürfen, er war sichtlich gerührt. Nach dem Spiel fuhren wir nach Manilva (10 Kilometer von Estepona), wo wir unsere Ferien-Appartements bezogen. Für günstige 11 Euro pro Person konnten wir in Viererzimmern übernachten, eigene Küche, Sauna, Whirlpool und Fitnessstudio zur Benutzung inklusive. Der Abend endete nach einigen Bierchen seriös mit einer gesunden Portion Schlaf.

Mittwoch, 14. Januar 2009

KRC Genk-KSC Lokeren

Achtelfinale Cup Belgien
Fenix Stadion, 5009 Zuschauer
Ground Nr. 993


Nachdem mich Lüku und Alex in Richtung Paris (Ligacup PSG-Lens) verliessen, fuhr ich mit dem Zug ins 1 ½ Stunden entfernte Genk im Osten von Belgien. Bei Nieselregen und Nebel verbrachte ich den Nachmittag in der nicht allzu interessanten Stadt. Um 18 Uhr holte ich die Ostschweizer Trinklegende Bock am Bahnhof ab. Bock legte für das Cupspiel KRC Genk-KSC Lokeren einen kleinen Umweg ein, bevor er seinen Bruder in Paris besuchte. Das Stadion (jetzt nach einem Bierbrauer benannt, richtiger Name: Fenix Stadion) hat ein Fassungsvermögen von 25010 Zuschauern, heute war es mit 5009 Zuschauern nur spärlich gefüllt. Das Stadion ist ein typischer, in den Ecken geschlossener Neubau mit 2 Rängen. Auf der Heimseite besteht der Unterrang aus Stehplätzen mit Wellenbrechern. Die eher ultra-orientierten Heimfans (Drughi Genk) standen aber im Oberrang. Akkustisch war es gar nicht mal so schlecht, auch wenn sich nicht immer der ganze Fanblock am Support beteiligte. Im Gästeblock von unserem ehemaligen UI-Cup Gegner war nicht viel los, kaum gelb-schwarz zu erkennen und selten bis nie Anfeuerungsrufe der ca. 200 mitgereisten Fans. Das Spiel wurde zu Beginn klar von Genk dominiert, doch bis auf den frühen Führungstreffer konnte die Überlegenheit nicht in Tore umgemünzt werden. In der 2. Halbzeit änderte sich das Bild ein wenig und Lokeren kam zu einigen guten Konterchancen. Da das Stadion wie so zahlreiche Neubauten in der Pampa steht (geschätzte 5 Kilometer vom Bahnhof) und unser Hotel am anderen Ende der Stadt war, orderten wir kurz vor Spielschluss ein Taxi. Dies, weil nach dem Spiel absolut kein ÖV zurück in die Stadt fuhr. Das Spiel war dem Klub resp. der Stadt zu wenig wichtig, als das Extrabusse zur Verfügung gestellt wurden. Der Anruf in die Taxizentrale erwies sich als irrwitzig. Bevor ich mein Anliegen überhaupt richtig schildern konnte, erwiderte der Taxifahrer, er warte jetzt schon vor dem Stadion auf uns, um uns ins Best Western Hotel zu fahren. Da hatte ich doch prompt den belgischen Mike Shiva am Draht! Beim Taxi dann die Auflösung: Ein junges amerikanisches Paar erschien und hatte tatsächlich genau dieselbe Route zurück zum Hotel gebucht. Die beiden Studenten hatten soeben ihr allererstes Fussballspiel ihres Lebens gesehen und die junge Frau sagte, sie sei „very excited“ gewesen. Das war nun schon etwas surreal und wir mussten ziemlich grinsen. Urplötzlich scheine ich doch nicht so unvernünftig zu sein, was die Auswahl meiner Spiele anbelangt ;-) Im Hotel suchte ich noch ein Spiel für die Beiden in London aus, damit sie nicht den Chelsea-Schwarzmarkt gegen Stoke unterstützen müssten. Die Wahl fiel auf Crystal Palace-Ipswich. Nach einer für Bock sehr angenehmen Nacht und für mich eher qualvolleren Nacht aufgrund Bocks Schnarch-Weltrekordversuch trennten sich am Morgen unsere Wege. Auf mich sollte schliesslich der Knaller YB-Winterthur im Wankdorf warten.

Dienstag, 13. Januar 2009

Yellow-Red K.V. Mechelen-R.S.C. Anderlecht 2:1

Achtelfinale Cup Belgien
Achter de Kazerne, 10736 Zuschauer

Ground No. 992

Mit Lüku und Alex ging es via Paris nach Bruxelles. Nachdem wir unser Gepäck im Hotel in unmittelbarer Nähe vom Gare Bruxelles-Nord (schöne Gegend à la Amsterdam light, besonders Lüku war von den Schaufenstern resp. deren Bewohnerinnen begeistert, aber sparsam wie Lüku ist, wurde auf ein Abenteuer verzichtet) gelassen hatten, ging es schon nach Mechelen. In nicht mal einer halben Stunde wurde der Bahnhof Mechelen-Nekkerspoel erreicht, welcher keine 10 Minuten vom Stadion entfernt ist. Unsere Tickets (15 Euro für einen Stehplatz vor der Haupttribüne) hatten wir im Internet bestellt, ein Kauf wäre an der Kasse nicht mehr möglich gewesen. Gegen den Voucher erhielten wir unsere Tickets. Das Stadion Achter de Kazerne (14145 Plätze) ist ein älteres Stadion mit 4 einzelnen Tribünen. Die Haupttribüne hat Stehplätze unterhalb der Sitze im Oberrang, zudem hat die ganze Gegentribüne Stehplätze, wo sowohl die Heim- als auch Gästefans untergebracht sind. Anderlecht aus der Hauptstadt war mit der vollen Anzahl (ca. 1500) angereist, auch der Heimblock war bis zum letzten Platz besetzt. Beide Fangruppen überzeugten mit lautstarkem Support (auch begünstigt durch eine ideale Überdachung). Der Stil war sehr britisch und viele englische Lieder wurden zum Besten gegeben. Nur vereinzelt war Ultra-orientierter Support auszumachen (Doppelhalter „no al calcio moderno“), zur grossen Enttäuschung vom Ultra-Hopper Lukas. Abzüge gab es schnell einmal für die Anderlecht-Pricks, welche Ballberührungen von Afrikanern mit intelligenten Affengeräuschen begleiteten. Zu Spielbeginn gab es eine Trauerminute für den verstorbenen Leo Clijsters, seineszeichen Europacup-Gewinner im Jahre 1988 mit Mechelen und 40igfacher Nationalspieler von Belgien. Zudem ist er der Vater der Tennisspielerin Kim Clijsters. Er starb am 4. Januar 2009 im Alter von 52 Jahren an Lungenkrebs. Die Mechelen-Fans zogen eine schwarze Blockfahne mit dem Konterfei des Verstorbenen hinauf. Eine lange Zeremonie, welche ich in diesem Umfang noch nie gesehen habe. Zuerst versammelten sich allerlei gut gekleidete Herren im Mittelkreis, legten Blumen nieder und es gab eine Trauerminute. Zu diesem Zeitpunkt waren die Mannschaften noch in den Kabinen und erschienen in völliger Stille des Stadions auf dem Platz. Beeindruckend! Danach gab es ein Ehrengeläut mittels Trompete (oder Ehrengebläse?). Zu guter letzt intonierte noch ein Sänger live „You’ll never walk alone“, welches danach vom Publikum alleine gesungen worde. Sehr lautstark und melodiös, hat mich mehr beeindruckt als bei meinem Besuch an der Anfield Road. Das Spiel war interessant und Mechelen konnte relativ früh in Führung gehen. Anderlecht dominierte danach das Spiel zunehmend und kam kurz vor der Pause verdient zum Ausgleich. Nach der Pause konnte jedoch neuerlich der Heimklub in Führung gehen. Auch der letzte Sturmlauf (inkl. Pfostenschuss kurz vor Schluss) von Anderlecht brachte keinen Ausgleich mehr. Die Mechelen-Fans feierten ausgelassen mit der Mannschaft mit einer Art verzögerten Welle und anschliessendem Lied, welches vom ganzen Stadion gesungen wurde. Mit dem Zug ging es zurück nach Bruxelles-Nord, wo uns Lüku beinahe verliess und den Inhalt seines Portemonnaies prüfte. Schlussendlich ging es trotzdem direkt ins Hotel, wo stattdessen sehr geistreiche Gespräche über ähnliche Themen wie die der Schaufenster-Bewohnerinnen bis tief in die Nacht diskutiert wurden.

Samstag, 10. Januar 2009

Arsenal FC-Bolton Wanderers FC 1:0

Premier League
Emirates Stadium, 60068 Zuschauer
Ground Nr. 991



Als letzten Ground der so genannten „big four“ (Manchester United, Liverpool, Chelsea und Arsenal) besuchte ich heute die Gunners. Da die Tickets für die vier genannten Vereine jeweils schwierig zu erhalten sind, bleibt häufig nur noch der Kauf eines Gästeblock-Tickets. Diese gehen aber nur selten in den so genannten General Sale, der allen zugänglich ist. Teams wie Bolton Wanderers, Wigan etc. verkaufen teilweise nicht alle Tickets an Saisonkarteninhaber und Member. So waren heute im Gästeblock auch zahlreiche Touris, welche diese Karten wohl zumeist trotzdem über den Schwarzmarkt bekommen haben. Dieser floriert vor dem Spiel vor dem Stadion ziemlich, so dass man zu einem bestimmten Preis immer Karten bekommt. Nervige Sache aber für die Bolton-Fans, wenn da Touristen mit einem Plastiksack voller Arsenal-Artikeln rumlaufen. Das Stadion ist entweder per Tube (Station Arsenal ist am nächsten, auch Finsbury Park bietet sich an) oder per Zug (Finsbury Park) erreichbar. Die Tube Arsenal wird bei Überfüllung aber oft gesperrt, so dass man lieber nach Finsbury oder Highbury geht, wenn man im Stress ist. Die Stimmung im Stadion war wie erwartet dürftig. Die wenigen supportwilligen Bolton-Fans wurden immer von den nervigen Stewards gestresst, so dass man immer absitzen musste, sonst wurde man hinausgeführt. Was für uns zum Glück noch selbstverständlich ist (stehen, auch wenn es Sitzplätze hat; Bier und Zigaretten im Stadion erlaubt), gehört leider in England schon lange der Vergangenheit an. Schade, denn durch diese Schikane und die immer teurer werdenden Tickets ist die Stimmung höchstens noch bei Derbys interessant. Dabei wäre Potenzial vorhanden, nirgends wie in England reagieren die Leute so emotional auf Spielsituationen, es wird geflucht, aber eben leider alles im Rahmen dieser Regeln. Glücklicherweise spielte ein gewisser Gretar S. aus I. nicht, da er gesperrt war. Dafür übernahmen sämtliche seiner Teamkollegen Verteidigungsaufgaben, so dass man getrost von einem 8-1-1 sprechen konnte. Arsenal hatte sichtliche Mühe mit diesem Riegel und rannte 84 Minuten vergeblich an, ehe … doch noch zum 1:0 einschoss. Der Jubel der Arsenal-Fans war sichtlich verhalten, irgendwie rechnet man wohl bei den Grossteams immer mit späten Siegestoren. Zumindest stimmten nun einige Leute hinter dem Tor ein paar Gesänge an. Jetzt geht‘s dann mal noch nach Middlesbrough, danach hat mich die Premier League wohl für eine Weile gesehen (außer etwelche Aussenseiter aus der 2. Liga steigen einmal auf).

Donnerstag, 8. Januar 2009

US Boulogne Cote d‘Opâle-RC Lens 3:1

Ligue 2
Stade de la Libération, 8375 Zuschauer
Ground Nr. 990


Hoch in den Norden ging es heute mit dem Asi Nummer 1 aus Schüpfen. Über Paris erreichten wir die Cote d‘Opâle nach 9 Stunden voller Kurzweil. Der Zug von Paris nach Boulogne stand vor dem Bahnhof in Amiens fast eine Stunde still, da irgendwelche Studenten anlässlich einer Demo für Unruhe sorgten. Schtudentens aufs Maul! Lüku merkte von all dem natürlich nichts, da er ja locker 10 Stunden am Stück schlafen kann. Ein Wunder eigentlich, dass er beim Umsteigen nicht schlafwandelt. In Boulogne angekommen stellten wir fest, den Junior-Hopper Anfängerfehler Nr. 1 begangen zu haben. Das gebuchte Formula One Hotel war weit außerhalb der Stadt und nicht per Bus zu erreichen. Günstiges Hotel, teures Taxi war die Ausbeute. Das Stadion von Boulogne ist in der Oberstadt nahe der schönen Altstadt gelegen. Vor Spielbeginn waren noch wenige Karten an der Kasse erhältlich. Unsere im Internet bestellten Tickets für nur 5 Euro waren ein Riesenflop, hinter dem Tor waren nicht einmal Stufen und so drängten sich unzählige Leute an den Zaun, vom Spielfeld sahen wir wenig bis nichts. Die Lösung war das Erklettern eines Zaunes außerhalb der Leichtathletik-Bahn, auf welcher wir uns befanden. Somit fror man sich bei Minustemperaturen zwar den Arsch und die Hände trotz Handschuhen ab, hatte aber zumindest Sicht auf das Geschehen. Die Freude darüber hielt nur kurz, da die Security die Leute zu verscheuchen begann. Lüku der alte Fuchs hatte genug von diesen Eskapaden und ging auf Erkundungstour. Keine 5 Minuten später die Nachricht, er habe sich auf die Tribüne geschmuggelt. Nun gut, Lükus Anweisungen gefolgt und schon sassen wir auf den kalten Steintreppen der kleinen Tribüne. Das Stadion ist mit seinem Fassungsvermögen unter 10‘000 Zuschauern zu klein und bei einem allfälligen Aufstieg in die Ligue 1 müsste man garantiert ausweichen. In 3 Jahren soll aber an anderer Stelle ein Neubau entstehen. Ausser der kleinen Haupttribüne gibt es noch die Gegentribüne, benannt nach Franck Ribéry. Auf dieser Gegentribüne waren ganz aussen ein paar Boulogne-Supporter, welche sich bemühten, aber eher nervten (dämliche Mikrofonanlage). Die Ultras von Boulogne (so man sie denn auch nennen darf) stehen hinter dem Tor auf einer eher behelfsmässigen Konstruktion. Die Gästefans sind unweit von der Heimkurve auf einer Stahlrohrtribüne untergebracht. Der Lens-Block war rappelvoll und auch ziemlich gut geschmückt. Leider hörte man nicht allzu viel aufgrund der schlechten Akkustik, aber der Block war oft in Bewegung. Dann und wann gab es noch Pyro-Einsatz in Form von Bengalen und Rauch. Das Spiel gestaltete sich vor allem in der 2. Halbzeit flott und alle vier Tore fielen kurz nach der Pause innerhalb von 20 Minuten. Der Rasen war pickelhart und ich denke nicht, dass dieses Spiel ohne TV-Liveübetragung stattgefunden hätte. Nach dem Spiel waren wir froh, im der warmen Stube zu sein, so arschkalt war es draußen. Diese Arschkälte führte dann leider auch dazu, dass unser freitägliches Spiel Calais-Niort und zahlreiche andere Ausweichspiele verschoben werden mussten. Lüku besuchte daraufhin ganz im Zipfel der Bretagne Brest-Guingamp, währenddessen ich mit dem Schiff nach Dover und danach nach Wales stresste, um dort festzustellen, dass alle drei Freitag-Abend Spiele wegen der Kälte ebenfalls abgesagt wurden.