Freitag, 21. August 2009

Paris FC-Rodez Aveyron Football 4:2

National
Stade Charléty, 400 Zuschauer
Ground No. 1019

Meine letzten zwei Tage Frankreich-Interrail nutze ich für einen erneuten Ausflug nach Paris. Da Lüku am Vortag noch beim Uefa-Cup Spiel Guingamp-HSV (1:5) war, verabreden wir uns am Mittag in Paris. Lüku aber hat wieder einmal verpennt, so dass ich den Nachmittag einmal mehr mit rumhängen verbringe. Langsam aber sicher kenne ich Paris in- und auswendig... Das Spiel der dritthöchsten Spielklasse findet im Stade Charléty statt, einem grossen Stadion in ovaler Form mit Leichtathletik-Bahn. Für die 400 Zuschauer ist das Stadion sichtlich überdimensioniert. Der Paris FC wurde 1969 vom Fussballverband selber in die Taufe gehoben, um in Paris endlich wieder Spitzenfussball anzusiedeln. Nur gerade zu Beginn seiner Geschichte konnte der Paris FC erstklassig spielen, danach folgten Jahre der 2.-4. Klassigkeit. Längst denkt man nur noch an PSG, wenn man an die Hauptstadt verbunden mit Fussball denkt. Eigentlich hat Paris sowieso eine schwache Fussballquote im Spitzenfussball, wenn man beispielsweise London als Vergleich herzieht. Der heutige Gegner Rodez Aveyron Football (Abkürzung RAF, für die politisch interessierten) ist in der Region Aveyron (Region Mittelpyrenäen) zu Hause. Letztes Jahr sorgte Rodez im Cup für Furore, wo PSG ausgeschaltet wurde und man erst im Viertelfinale gegen den späteren Finalisten Rennes ausschied. Das Spiel gestaltet sich unterhaltsam, Paris FC ist überlegen und spielt schönen Tempofussball, vor allem über die Flügel. Nach 28 Minuten steht es bereits 3:0 für den Gastgeber. Rodez kann daraufhin nur jeweils zum 1:3 und 2:4 verkürzen. Einen Heimsupport gibt es nicht wirklich, eine handvoll Fans sowie einige Junioren stimmen dann und wann ein komisches Lied an. Ca. 20 Schalträger von Rodez werden gesichtet, diese sitzen jedoch verteilt und unmotiviert auf der grossen Haupttribüne. Das Stadion Charléty ist in 5 Minuten zu Fuss von der Metro Stadion Cité-Université zu erreichen.

Samstag, 15. August 2009

Red Star 93 FC-Libourne Saint-Seurin 0:0

CFA Groupe C
Stade Bauer, 300 Zuschauer
Ground No. 1018

Red Star 93 FC ist ein traditionsreicher Klub mit einer glorreichen Vergangenheit. Momentan läuft es dem Klub aber alles andere als gut, so stieg die Mannschaft letztes Saison in die CFA 2 (5höchste Liga) ab. Erst im letzten Augenblick vor der neuen Saison wurde die Mannschaft nach einem juristischen Geplänkel in die CFA zurückgestuft. Generell ist die vierthöchste Spielklasse (CFA = Championnat de France Amateur, welche in 4 Gruppen aufgeteilt ist) ein chaotischer Betrieb, so gab es kurz vor Saisonstart noch einige Mutationen innerhalb der Gruppen. Beim heutigen Gegner Libourne Saint-Seurin läuft es ähnlich schlecht, der Klub ist innerhalb von zwei Jahren von der Ligue 2 in die CFA heruntergerutscht und kämpft mit grossen finanziellen Problemen. Der Klub aus der Nähe von Bordeaux wurde vor nicht allzu langer Zeit von Didier Tholot (ex-YB Spieler und jetziger Masochist in Sion) trainiert. Der Klub ist bereits nach wenigen Jahren seiner Existenz von Paris nach St. Ouen gezogen, wo die Mannschaft bis heute im uralten, aber wunderschönen Stade Bauer (wird im Okotber dieses Jahres 100 jährig!) spielt. St. Ouen liegt im Gürtel der Pariser Banlieu. Im Metro Richtung Porte de Clignancourt ist dies offensichtlich, ist die Bahn doch hauptsächlich mit Immigranten aus Afrika gefüllt. An der Endstation herrscht dann auch schon ein hektischer und lebendiger Betrieb. St. Ouen ist bekannt für seinen riesigen Markt, wo man neben vielen billigen gefälschten Kleidern auch unzählige Antiquitäten kaufen kann. Als unvorsichtiger Tourist kann man dort schnell mal seine Habseeligkeiten verlieren. Das Stadion ist in 10-15 Minuten zu erreichen. Das Leben als Red Star Fan ist im Schatten von PSG und anderen Vereinen wie Paris FC kein Zuckerschlecken und mit viel Leiden verbunden. Nichtsdestotrotz kann der Klub auf eine kleine, aber feine Fanszene zählen. Diese ist bunt gemischt und definiert sich klar antirassistisch. Auch in Bern gibt es eine Zehnerschaft von Fans aus dem YB-Umfeld, welche mit Red Star sympathisieren. So habe ich heute die Ehre, deren Mitgliederbeiträge für das “Collectif des Ami du Red Star 93 FC” (Dachverband der Fans) zu überbringen. Deren Pariser Freunde haben daran sichtlich Freude, dass sie mir und meiner Begleitung Isa (welche momentan als Au Pair in Paris arbeitet und mit mir den Tag in der Montmartre-Gegend verbracht hat) gleich ein Red Star T-Shirt schenken. Dem Stade Bauer sind die Spuren der Vergangenheit klar anzusehen. Die Stufen der Stehplätze auf unüberdachten Gegengerade bröckeln resp. sind gar nicht mehr vorhanden, so dass dieser Sektor gesperrt ist und nur von einem grossen Red Star Banner überdeckt wird. Hinter einem Tor ist eine riesige Stehplatztribüne mit zahlreichen Wellenbrechern, aber auch diese Tribüne wird heute nicht genutzt. Hinter dem anderen Tor ist kein Ausbau, dafür ein kultiges Hochhaus in Dreieckform. Geöffnet ist heute nur die Haupttribüne, welche in der Mitte einige Sitze hat, auf den beiden Aussenseiten sind uralte Plätze aus steinhartem Beton. Längeres Sitzen kann nachhaltige Schäden am Allerwertesten verursachen. Ca. 30 Red Star Fans supporten zu Beginn lautstark und es klingt nach einigen Leuten mehr, da auch das Dach zur guten Akkustik beiträgt. Aus Libourne sind 4 Fans angereist, bereits ein Fan mehr, als beim Spiel in Montpellier, welches ich vor einigen Jahren besuchthabe. Diese sind in der ersten Halbzeit auch einige Male zu hören. In der zweiten Halbzeit jedoch nicht mehr, weil der gesamte Red Star Anhang inkl. aller Fahnen und dem fast ganzen Sektor die Tribüne wechselt und jetzt bei den Libourne-Fans steht. Dies sei Tradition und werde nun schon seit Ewigkeiten so praktiziert, dass man die Tore am hoffentlich richtigen Ort sehen könne. Heute gibt es aber leider keine Tore, obwohl Red Star unzählige Grosschancen besitzt und das Spiel klar dominiert. Libourne ist sackschwach und hat auch mit der unglaublichen Hitze zu kämpfen, welche heute in St. Ouen und ganz Paris herrscht. So endet das Spiel mit einer kleinen Enttäuschung, trotz Überlegenheit keine drei Punkte nach Hause zu bringen. Das Stade Bauer und Red Star sind auf jeden Fall einen Besuch wert für jeden, der wieder einmal gute alte und vor allem authentische Fussballluft schnappen will. Allez le Red Star 93!

Freitag, 14. August 2009

US Créteil Lusitanos-AS Beauvais-Oise 3:0

Ligue National
Stade Dominique Duvauchelle, 400 Zuschauer
Ground No. 1017

Créteil ist ein Vorort der Präfektur Paris und liegt südöstlich der Hauptstadt. Das Stadion erreicht man mit der Metro Nummer 8 bis Endstation Créteil Préfecture. Im Jahr 2011 sollte die Metro bis zur neuen Station Parc des Sports weiterfahren, welche in unmittelbarer Stadionnähe liegt. Das Stade Dominique Duvauchelle ist eine grosse Anlage mit zwei Tribünen und kleineren behelfsmässigen Stahlrohrkonstruktionen hinter den Toren. Leider ist der Ground von einer Leichtathletikbahn umgeben, so dass die Sicht aufs Feld ein bisschen fern erscheint. Die Heimsupporter sind auf der Tribune Honneur (Gegentribüne). Es gibt zwei Gruppen, die Urban Devils (welche einige noch von der Mondiali Antirazzisti kennen sollten) sowie die Supporters Beliers. Bei letzteren handelt es sich übrigens nicht um radikale Jurassier, der Gruppenname ist dem Maskottchen von Créteil abgeleitet. Der Fanaufmarsch hält sich heute aber in Grenzen, ganze drei Urban Devils und ca. 10 Supporters Beliers haben sich eingefunden, und diese beiden Gruppen stehen dann noch weit auseinander. So gibt es während dem ganzen Spiel nur ganze vier gezählte Anfeuerungsrufe, welche allesamt von den eher gelangweilten Urban Devils angestimmt werden. Aus Beauvais haben sich 15 Fans eingefunden, von denen sich ein Drittel an der Stimmung beteiligt. Dies recht durchgehend, aber die Fans von Beauvais sind wohl erst gerade kurz dem Stimmbruchalter entflohen, so dass es eher wie ein Ausflug des örtlichen Sopran-Chors klingt. Das Spiel ist zur ersten Hälfte niveauarm und das Geschehen abgesehen von 2 Aluminiumtreffern von Créteil wenig aufregend. Nach der Pause übernimmt das Heimteam endlich das Zepter und lanciert zahlreiche Angriffe. Diese führen zu drei sehenswerten Toren, so dass der Sieg Créteils in keiner Weise gefährdet ist. Nach dem Spiel führt mich der ca. 15 Minuten lange Fussmarsch zurück zur Metrostation, von dort aus ist man in etwa einer halben Stunde wieder im Pariser Stadtzentrum.

Donnerstag, 13. August 2009

Stade Lavallois-Racing Club Strasbourg 3:2

Ligue 2
Stade Francis le Basser, 6857 Zuschauer
Ground No. 1016

Meine restlichen Tage des Frankreich-Interrails von der Bilbao-Reise nutze ich für einen kurzen Abstecher nach Laval und Paris. Das heutige Spiel zwischen Laval und Strasbourg wird auf Eurosport übertragen und ist deshalb auf den Donnerstag vorverlegt worden. Leider gibt es heute keinen Gilbert Gress zu beobachten, dieser wurde bereits nach zwei Auftaktspleiten (1:6 im Ligacup gegen Istres und 1:2 zu Hause gegen Châteauroux zum Ligaauftakt) entlassen. Ersetzt wird er vorerst durch Pascal Janin, dem bisherigen Assistenztrainer. Dieser ist eine dünnere und grössere Version von Gress, inkl. Brille, nur die Frisur passt nicht so ganz. Gleichzeitig ist der bisherige Strasbourg-Präsident zurückgetreten und durch den Mehrheits-Aktionär ersetzt worden. Es brodelt also gewaltig im Elsass. Ungute Vorzeichen also für die ca. 40 mitgereisten Fans, welche sich zu Beginn gut in Szene setzen können. Hinter Transparenten werden einige Bengalen gezündet, danach wird recht lautstark und durchgängig supportet. Laval kann bereits nach 5 Minuten in Führung gehen und dominiert das Spiel, Strasbourg hat Mühe mit dem Tempo und kann nur selten einen Konter lancieren. Praktisch mit der ersten Chance kann Strasbourg in der 24. Minute ausgleichen. Mit diesem für Strasbourg glückhaften Zwischenstand geht es in die Pause. Bereits kurz nach der Pause gelingt Laval der erneute Führungstreffer, welcher von Strasbourg wiederum ca. 10 Minuten später egalisiert werden kann. Trotzdem macht sich bei den Strasbourg-Fans Unmut breit, zu schlecht ist das Spiel der Mannschaft und die Zweikämpfe werden nur selten richtig angegangen. So überrascht denn das Siegestor von Laval in der 76. Minute durch den sackstarken Hamouma nicht wirklich. Die Strasbourg-Fans ticken nun ein wenig durch und hängen an den Zaun, welcher promt reisst. Da auch eine Werbebande aus der Verankerung gelöst wird, werden die Ordner zunehmend nervös. Die Strasbourger sind aber nicht in dem Sinne aggressiv oder haben Schlimmeres im Sinn, sondern bezeugen eher ihren Unmut über den katastrophalen Saisonstart des Aufstiegsanwärters. Die Situation beruhigt sich und Konsternation macht sich breit. Kurz vor Spielende machen nun auch erstmals die Laval-Fans und die Zuschauer auf sich aufmerksam und jeder Pass wird frenetisch bejubelt. Vorher aber ist das ganze Spiel über nicht viel zu hören. Die Enttäuschung der Strasbourg-Fans erhöht sich nach dem Spiel noch einmal, als die Spieler schnurstracks in die Kabine laufen und sich kein einziger für die lange Anreise an einem Werktag bedankt. Die Laval-Fans sind auf der grossen Gegentribüne in der Mitte ganz unten situiert und probieren mit ca. 100 Leuten Stimmung zu machen. Die etwas kleinere Haupttribüne besteht aus einem Ober- und einem Unterrang. Mein Platz ist rechts unten auf der Haupttribüne im Sektor C, der ideale Sektor für eine gute Sicht auf die Gästefans. Hinter den beiden Toren gibt es keinen eigentlichen Ausbau, man kann die Partie dort stehend gleich hinter dem Tor verfolgen. Ziemlich weitläufig hinten gibt es noch einige Stufen, von dort aus ist die Sicht aufs Spielfeld jedoch katastrophal, was auch den günstigen Preis von 5 Euro erklärt.

Das Stadion Francis le Basser ist nur 10 Minuten vom Bahnhof entfernt. Einfach die Treppe beim Bahnhof rauf und die Geleise überqueren (von der Stadt weg), die ganze Rue Pierre de Coubertin rauf und zur rechten Seite ist das Stadion schon früh zu sehen. Übernachten kann man für 34 Euro im Doppelzimmer im Hotel Chemin de Fer gleich beim Bahnhof, etwas günstigeres habe ich nicht gefunden, ausser das Hotel Formula 1 etwas ausserhalb, welches sich ab 3 Personen lohnt.

Ah ja, der ehemalige YB-Spieler Marcos dos Santos spielte heute auch, aber er war lustloser als eine Nonne und hat kaum mal einen Ball gesehen. Hier würde ein Wiedersehen definitiv keine Freude machen.