Montag, 17. Dezember 2012

Siem Reap / Angkor


Die hochgelobten Tempel von Angkor Wat und Co. sowie eine hoffentlich stattfindende Cuprunde liessen uns pro Kambodscha und gegen Laos entscheiden. Wenn meine Reisebegleitung nun diese Zeilen liest bitte ich sie, Ruhe zu bewahren und mich für diese Entscheidung nicht zu verfluchen :-). Eines vorweg: Kambodscha ist wunderbar schön und gewaltig mühsam / nervig zugleich. Die Menschen sind wunderbar und liebevoll, und sie sind auch die grössten Arschlöcher. Es kommt nur auf die Situation darauf an, und so als Hobby-Touristen trafen wir zuerst leider nur die Letztgenannten. Doch der Reihe nach:

Siem Reap gilt als der ideale Ausgangspunkt, um die unzähligen wunderbaren Tempel von Angkor Wat zu bereisen. Die Distanz zu Bangkok beträgt nur etwas mehr als 300 Kilometer, also ist von den sauteuren Flügen (USD 150.- aufwärts) abzusehen und die Strecke ist rein logistisch ohne Probleme an einem Tag zu bewältigen. Mit logistisch meine ich: Es gibt Strassen, welche die einzelnen Orte verbinden. Je nachdem auf welche Seite einen Google leitet, ist dieser Reisevorgang die mühsamste, sinnloseste Abzockertour oder aber wenn man dieser Seite (diese half mir auch, Robyn von dieser Reise zu überzeugen) glaubt, "with a bit of planning is as easy as pie". Im Idealfall sollte die Reise 8 Stunden dauern, wenn man den Bus nimmt. Wir entschieden uns auch für die Bus-Variante, da der Zug bereits um 05.55 Uhr abfahren sollte und ausser Kuno und Charlotte Gainsbourg schlafen um diese Zeit die Menschen noch. Tagesziel war also Erreichen von Siem Reap und ich nahm mir vor, mich heute kein einziges Mal bescheissen zu lassen und so moralisch  meinem Reiseidol Lukas Lange nachzueifern (er hat mir immer eingebläut es gehe ums Prinzip und nicht um einige wenige Dollar, wobei ich mir bei ihm nicht ganz sicher bin ob ihn ein paar "wenige Dollars" nicht trotzdem schmerzen). Von unserem Hotel wollten wir ein Taxi zum Nord-Busbahnhof (Morchit) nehmen, von dort aus fahren alle Busse in Thailands Norden. Der Taxifahrer des Hotels wollte uns einen Fixpreis anbieten und ignorierte unseren Wunsch nach Taxameter (Beschissversuch #1, nachfolgend mit # nummeriert). Er war sogar so dreist, anderen Taxifahrern zu sagen, uns nicht mit Taxameter zu transportieren (#2), jedoch fanden wir kurze Zeit später einen ehrlichen Fahrer. Zu einem Drittel des ursprünglich angesagten Betrages (CHF 5.-) fanden wir uns im Busbahnhof wieder. Es gibt etliche Busanbieter, welche alle möglichen Reiseziele in Thailand ansteuern und so kann man sich selber nach Abfahrtszeiten und Preisen erkundigen und so die komischen Typen ignorieren, welche einem gefälschte oder überteuerte Tickets (#3) andrehen wollen. Keine 10 Minuten nach unserer Ankunft am Busbahnhof fanden wir uns schon in einem Bus nach Aranyaprathet wieder. Leider hatten wir unterwegs ein bisschen Probleme mit dem Bus und so dauerte die Fahrt geschlagene 7 statt 5 1/2 Stunden. Von Aranyaprathet mussten wir nun als nächstes zum Rongklua Border Market, welcher 7 Kilometer entfernt ist. Die Typen mit ihren komischen Transport-Angeboten ignoriert (#4), teilten wir uns mit zwei Polen ein Tuk-Tuk für 100 THB, welches von einer recht versifften Frau inkl. Kleinkind im Alter von ca. 2 Monaten im Schlepptau gesteuert wurde. Diese brachte uns innerhalb ca. von 2 Minuten zu einem Haus, welches als offizieller Kambodschanischer Grenzposten figurieren sollte und ein lustig verkleideter Möchtegern-Grenzbeamter begrüsste uns mit "Welcome to Kambodscha". Das war so schlecht inszeniert (#5) dass wir alle ziemlich lachen mussten und der vermeintliche Grenzwächter wurde ein bisschen böse, die Frau kannte das Szenario und fuhr nach ca. einer Minute warten weiter zur richtigen Grenze. Dort ausgestiegen kamen schon wieder offizielle Freunde und Helfer (#6), diese ignorierten wir und liefen in Richtung Kambodschanischem Grenzpostenbüro, um uns für USD 20.- ein Visa on Arrival zu besorgen. Die richtigen Freunde und Helfer wiesen uns darauf hin, dass das Visum USD 20.- plus Bearbeitungsgebühr von THB 100.- (ca. 3 Franken) koste (#7). Wer nicht gewillt war, diese 100 THB Bestechungsgelder zu entlöhnen, wurde wieder ans Ende der Schlange geschickt, auch wenn diese nur aus drei Personen bestand :-). Da sich nun doch einige renitente Backpacker angesammelt hatten, wurden die Grenz-Dubbelis nun etwas ungehalten und hielten eine wahrscheinlich einschüchternde Ansprache, ich habe sie jedoch nicht verstanden. Nach einer halben Stunde wurden schlussendlich unsere Pässe eingesammelt und siehe da, nach weiteren 10 Minuten hatten wir unsere Visa doch noch erhalten, auch wenn uns die Beamten nun sehr böse waren und dies uns auch offenkundig mitteilten. Aber Kambodschanische Grenzbeamte gehören eh nicht zu unseren bevorzugten zukünftigen Brief- oder Facebookfreunden... Nach einer halben Stunde Anstehen für die Einreise waren wir nun also endlich in Kambodscha. Dort empfingen uns sofort weitere Personen, welche einen nach Siem Reap lotsen wollten, für einen Preis weit über den im Voraus erkundigten (#8). Wir wollten den offiziellen Government Bus nehmen, welchen einen kostenlos zur offiziellen Transportstelle nach Siem Reap bringen sollte. Eine lange Schlange an Touris war dort bereits am Warten, obwohl augenscheinlich ein paar grössere Busse vorfuhren, jedoch jeweils nur eine Handvoll Touris mitnahm. Des Rätsel Lösung war, dass die Busse aufgrund von "Bestimmungen" nur 10 Personen mitnehmen konnten, bei 50er Bussen natürlich völlig logisch. Ausser aber, wenn man ein paar Baht oder Dollar lockermachte, konnten plötzlich mehr Passagiere mitgenommen werden (#9). Mit ein bisschen Geduld konnten wir jedoch auch noch diese Hürde meistern und so blieb uns nur noch der Transport von Poipet nach Siem Reap. Wir teilten uns mit den Polen für USD 48.- ein Taxi (offizieller Preis USD 12.- pro Person). Die Strasse dorthin wurde zwar kürzlich renoviert, jedoch dauerte die Reise doch beinahe drei Stunden statt wie angekündigt 1 1/2 Stunden. Der Fahrer setzte uns in einer kleinen Seitenstrasse ab, wo wir von einem Tuk Tuk resp. einem Taxi in die entsprechenden Hotels gebracht wurden, ein Service "totally free of charge". How nice dachten wir, bis uns der Taxifahrer ziemlich aufdringlich eine Tour für Siem Reap für USD 50.- andrehen wollte (welche im Normalfall so USD 30.- kosten sollte) und die Beförderung plötzlich nicht mehr kostenlos war (#10). Aber ich wollte Lukas stolz machen und blieb stur, so kamen wir also Beschiss-frei aber doch ziemlich erschöpft nach beinahe 13 Stunden in unserem Hotel an.

Nächstentags sollte es nun also zu den berühmten Tempel von Angkor gehen, mit einem Fahrer, welchen wir übers Hotel gebucht hatten für USD, welcher uns den ganzen Tag zu den verschiedenen Tempeln bringen sollte. Endlich sahen wir das richtige Kambodscha, unser Fahrer war überaus liebenswürdig und gab uns interessante Informationen zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten, obwohl wir ihn nicht als Guide gebucht hatten. Die Tempel von Angkor sind wirklich atemberaubend, die berühmtesten Tempel von Angkor Wat sind nur ein Bruchteil der Schätze, welche sich auf diesem unglaublich grossen Gebiet befinden und es wird vermutet, dass noch viele unentdeckte Tempel existieren.



Der Eintritt in das Gebiet der Tempel kostet für einen Tag USD 20.-. Die Erkundung aller Tempel ist unmöglich, auch nicht wenn man einen Monat da ist, also muss man sich damit abfinden, dass man möglichst viel sieht in der Zeit, in der man die Tempel besucht. Es war ungemein heiss und gegen den Abend hatten wir Hitzeschlag, Sonnenbrand und alles und waren wirklich gerädert. Und so dekadent es tönen mag, nach einer Weile hat man so viele Tempel gesehen, dass man irgendeinmal eine Überdosis Tempel intus hat. Aber ich würde allen, auch den überhaupt nicht kulturinteressierten Personen empfehlen, diese Tempel unbedingt zu besichtigen, es ist etwas vom Schönsten, was ich je besucht habe.

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