Freitag, 5. Juni 2009

Auf Bohol

4. Juni

Der Mann meiner Tante (auch Onkel genannt) arbeitet in Hongkong bei einem bayerischen Wurstunternehmen. Tut eigentlich nichts zur Sache, ausser wenn man zum Frühstück Cippolatas und Swiss Servelats serviert bekommt. Nach dieser überaus üppigen Mahlzeit fahren wir gegen Mittag mit dem Taxi zum Flughafen. Das Auto meiner Familie darf heute nicht auf die Strasse, da jedes Auto einmal in der Woche in der Garage bleiben muss. Dieser so genannte “Colour Code” soll dazu führen, dass die Strassen Manilas ein bisschen weniger verstopft sind. Nun gut, die Strassen sind immer noch verstopft und der Verkehr höllisch. Die halbstündige Taxifahrt kostet nur rund CHF 2.50. Wir sind glücklicherweise bis anhin nicht beschissen worden, mein Tagalog-Kenntnisse sind hierbei sicher hilfreich. Am Flughafen müssen wir eine beinahe 3stündige Wartezeit auf uns nehmen, bevor uns die Philippine Airlines in rund einer Stunde nach Tagbilaran, Hauptort der Insel Bohol bringt. Bohol gehört zur Inselgruppe der Visayas, die mittlere Hauptinselgruppe der Philippinen (die anderen sind Luzon im Norden und der muslimisch geprägte Süden mit der Inselgruppe Mindanao). Bereits im Flugzeug sehen wir die imposanten Chocolate Hills und kleinere, wunderschön aussehende Inseln. Bei prächtigem Wetter werden wir am Flughafen von Tito Ferio abgeholt. Ferio ist der Bruder von Laling, einer guten Bekannten, welche in Bern wohnt. Sie hat sich auf der Insel Panglao, welche durch zwei behelfsmässige Brücken mit Tagbilaran verbunden ist, ein schönes Haus bauen lassen. Panglao ist eine bekannte Ferieninsel, welche vor allem bei Tauchern beliebt ist. Aber auch die Alona Beach mit ihrem schönen weissen Sandstrand kann sich sehen lassen. Unser Haus ist mitten auf Panglao im dichten Wald. Erstmals sehen wir die Schönheit der philippinischen Natur, aber auch die Armut, die in vielen Teilen des Landes herrscht. Neben unzähligen Palmen sehen wir viele frei herumlaufende Tiere, kleine Ferkel, Hühner mit ihren unzähligen jungen Kücken, Kühe, Hunde und viele mehr. Wir haben den Luxus einer Klimaanlage, was in dieser Gegend überhaupt nicht selbstverständlich ist. Ferio fährt uns noch kurz an die Alona Beach, an der wir uns noch ein kühles San Miguel Bier gönnen. Mit dabei ist nun auch Ferios Sohn, der in einem Beach Ressort arbeitet. Ferio hat nicht weniger als 8 Kinder, welche auf den Philippinen verteilt einer Arbeit nachgehen. Wie bei fast allen philippinischen Familien unterstützen die Mitglieder einander finanziell und jeder trägt seinen Teil dazu bei, dass es irgendwie klappt mit Essen und Wohnen.

5. Juni

Ein sehr üppig Frühstück erwartet uns, welches von 2 Bewohnern unseres Haus zubereitet wird. Hähnchen, der obligatorische Reis und feine Früchte werden uns serviert. Die Hilfs- und Gastfreundschaft der Bewohner ist unglaublich, auch beinahe ohne finanziellen Mittel werden wir immer wieder verwöhnt. Heute ist Sightseeing angesagt und so holt uns Ferio am frühen Morgen mit seinem jeep-ähnlichen Gefährt ab. Vor jeder Abfahrt bekreuzigt er sich vor dem Lenkrad und berührt das Kreuz, welches im Wagen vom Spiegel baumelt. Nebst dem Umstand, dass die Filipinos streng gläubig sind (85% sind katholisch), ist dies eine Vorwarnung auf die unglaublichen Strassenverhältnisse, welche uns erwarten werden. Da bekreuzigt man sich zur Sicherheit lieber auch mal gleich mit. Auf der Strasse ist bereits am frühen Morgen ein starker Verkehr, nebst vielen Jeepneys, Tricycles und Motorrädern laufen auch unzählige Passanten am Strassenrand. Ferios liebstes Spielzeug ist seine Hupe, er betätigt sie manchmal im Sekundentakt. Sogar Hühnergruppen und Kühe werden von ihm angehupt. So hält er auch meistens nur eine Hand am Lenkrad, die andere ist stets bereit für die geliebte Huperei. Unsere Fahrt dauert nur gefühlte 15 Minuten, bis plötzlich der Wagen nicht mehr weiterfahren will. Es scheint die Batterie zu sein, Ferio flucht ein bisschen vor sich hin und fährt noch knapp an den Strassenrand einer viel befahrenen Hauptstrasse. Immerhin funktioniert seine geliebte Hupe, die Batterie ist jedoch alle. Ein Palmenzweig wird behelfsmässig zu einem Pannen-Dreieck umfunktioniert. Zwei Telefonate später und eine Instruktion durch seinen Bruder später ist das Problem jedoch gelöst und wir fahren die ca. 50 Kilometer in Richtung Carmen, wo die Chocolate Hills stehen, eines der Wahrzeichen von Bohol. Unzählige Hügel stehen mächtig nebeneinander und bilden ein einmaliges Bild. Chocolate Hills werden sie genannt, weil sie durch die Sonne braun gefärbt werden, im Moment jedoch erscheinen sie uns im satten grün. Die Fahrt geht weiter auf den Loboc River, wo wir eine Flussfahrt inklusiv philippinischem Buffet buchen. So geniessen wir eine tolle Fahrt auf dem Fluss mit feinen philippinischen Spezialitäten. Am Ufer werden wir von in philippinischen Trachten gekleideten Einheimischen besungen und betanzt. Nach dieser erholsamen Fahrt besuchen wir als nächstes die Tarsier, winzig kleine Äffchen (oder besser gesagt Primaten, welche wie Äffchen aussehen). Diese sind unendlich süss und hängen an den Bäumen. Traurig ist jedoch der Umstand, dass sich zahlreiche Touristen nicht an das Blitzverbot beim Fotografieren halten und die Tarsier sogar anfassen, was auch verboten wäre. Schade, denn so wirken die Tarsier sehr verängstigt. Zu guter letzt gehen wir noch zu den Hinagdanan Caves, welche eine Art Unterwassersee darstellen. Vom zuerst gefassten Plan, unter der Erde zu baden sehen wir jedoch ab, da das Wasser trüb und dunkel ist. Ein paar Vollidioten hängen sich noch an Tropfsteine und machen Fotos. Toll, wenn Millionen Jahre alte Naturwunder durch Touristen zerstört werden. Nach dem Sightseeing werden wir noch an einen kleinen Strand gebracht, welcher ausser ein paar Einheimischen (welche nach Seeigeln tauchen, um diese dann vor Ort zu braten und zu verzehren) völlig unbevölkert ist. Am Abend fallen wir erschöpft ins Bett, ein toller Tag mit vielen Sehenswürdigkeiten und tollen Erlebnissen geht zu Ende.

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