Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des Wiedersehen mit der Sudaria-Family. Die Sudarias haben harte Jahre hinter sich. Christie, die Mutter, besuchte 2003 mit ihrer knapp 1-jährigen Tochter Erika ihre Schwester in Biel. Beim Aufenthalt in der Schweiz wurde der Kleinen Leukämie diagnostiziert. An eine Rückkehr auf die Philippinen war aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zu denken und so wurde Erika in der Schweiz behandelt. Man kann schon beinahe von “Glück” im Unglück sprechen, dass Mutter und Tochter zu dem Zeitpunkt in der Schweiz waren, denn eine Behandlung auf den Philippinen wäre für die Familie nicht bezahlbar gewesen und weniger effektiv gewesen. So folgte ein Kampf mit vielen Höhen und Tiefen, den die tapfere Erika trotz allen Umständen sehr lebensfroh meisterte und uns viele schöne Momente bescherte. Schnell hatten wir Erika in unsere Herzen geschlossen und versuchten so gut wie möglich unseren Teil zur Überbrückung dieser schlimmen Phase beizutragen. Die Unterstützung und Solidarität aus der Schweiz war phantastisch, viele Familien sammelten Geld für eine allfällige Weiterbehandlung auf den Philippinen, und eine Krankenkasse zahlte die immensen Gesundheitskosten trotz ungedeckter Versicherung. Leider nur konnte die Familie aufgrund von Visa-Problemen und den teuren Flugkosten zu Beginn gar nicht in die Schweiz reisen. So sollte es Kai Pflaume vorbehalten sein, Tita Christy und Erika mit einem Besuch des Vaters Boyet und ihren beiden älteren Schwestern Trisha und Dolly zu überraschen. Ich bin ja normalerweise kein Fan von Kitsch-Sendungen wie “Nur die Liebe zählt”, aber diese Überraschung treibt mir noch heute Tränen in die Augen. Im Jahr 2007 folgte nach einer ruhigen Phase leider ein Rückfall, der mit dem Tod von Erika in ihrem 5. Lebensjahr endete. Aufgrund von erneuten Visa-Problemen konnten der Vater und Erikas Schwestern nicht rechtzeitig in die Schweiz gelangen, um sie noch lebendig zu sehen, obwohl man fast 2 Wochen Zeit gehabt hätte nach der Diagnose. Sehr bitter, wenn man seine Tochter insgesamt kaum mehr als insgesamt ein Jahr sehen konnte, und auch die Schwestern hatten nie richtig die Gelegenheit, gemeinsam mit ihr aufzuwachsen. Mit dem nun überflüssigen Geld für Erikas Weiterbehandlung konnte sich die Familie wenigstens ein neues Häuschen in der Nähe von Manila kaufen und ein kleines Geschäft eröffnen.
Heute holt uns der Vater Boyet also in Las Piñas ab, um gemeinsam mit seiner Familie einen Ausflug nach Cavite (ihr neuer Wohnort) und danach nach Tagaytay zu machen. Boyet hat seinen Jeepney dabei, welcher er noch von seinen Zeiten als Jeepney-Driver hat. So haben wir hinten viel Platz und können uns strecken. Nur die Abgase sind einmal mehr bestialisch, da der Jeepney keine Fenster hat. Boyets Jeepney ist heute colour-coded und dürfte daher gar nicht auf die Strasse. Prompt werden wir bereits nach kurzer Zeit von einem Polizisten angehalten. Eine kurze Erklärung und Verhandlung mit dem verbundenen Bestechungsgeld später fahren wir weiter. Wir müssen Schleichwege ohne Checkpoints mit Polizisten nehmen, was unsere Fahrzeit erheblich verlängert. Nach über 2 Stunden erreichen wir Carmona, Cavite, den neuen Wohnort der Sudarias. Die Töchter sind sehr scheu, was sich aber im Verlaufe des Tages ein bisschen bessert. Christie hat uns ein kleines Festmahl gekocht, sogar italienische Küche ist dabei und wir essen uns einmal mehr beinahe zu Tode. Nach dem Essen fahren mit alle mit dem Jeepney in Richtung Tagaytay. Diese Gegend ist für philippinische Verhältnisse sehr bergig und besticht durch eine atemberaubende Aussicht. Ein kleiner Vulkan ragt aus einem See hinaus, der eigentlich selbst einen vulkanähnlicher Krater darstellt. Wir begeben uns auf den höchsten Punkt des Berges und geniessen die Aussicht. Als wir den Berg wieder verlassen, werden wir durch einen sehr starken Platzregen überrascht. Die Strassen sind binnen Minuten überflutet. Nach einer halben Stunde ist der Spuk jedoch schon wieder vorbei. Wir fahren zum Friedhof von Erika, um ihr dort einen Besuch abzustatten. Der Friedhof ist ein eigentlicher Park von einer gigantischen Grösse. Man fährt mit dem Auto auf richtigen Strassen und parkiert es gleich am Strassenrand. Aufgestellte Grabsteine gibt es keine (resp. nur für sehr wichtige Leute), und so könnte man wohl so lange nach einem bestimmten Grab suchen, bis man gleich selber beerdigt wird. Stattdessen sind Tafeln liegend in den Rasen eingebettet. Wir bringen die Kinder nach Carmona zurück und Boyet fährt uns noch den langen Weg nach Las Piñas zurück. Dort erwartet uns unser stets müder Cousin Rennel und bestellt noch eine Familienportion Hühner bei Kentucky Fried Chicken. Danach fallen wir müde ins Bett.
Donnerstag, 11. Juni 2009
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